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Weltgenese

Am Anfang war das Licht,
und das Licht war gierig.

Es schuf nicht aus Güte, sondern aus Langeweile, aus jenem quälenden Hunger nach Ausdruck und Relevanz, den nur ein Gott kennt, der sich nicht anders zu beschäftigen weiß, als dass er neu und neuer formt, ohne Maß zu kennen. So geschah es, dass sich Xavion, die rastlose, kriegerische Urkraft, mit Aesha verband, jener stillen, ordnenden Präsenz, die nicht erschuf, um zu herrschen, sondern um des Lebensspendens willen. Aus dieser unheiligen Vereinigung von Gier und Geduld entstand Arkanthéa. Xavion brannte, Aesha atmete die Anspannung einfach weg, und aus ihrem Zusammenspiel formten sie zunächst nicht Wesen, sondern Welt. Sie gossen den Stein und ritzten ihm Namen ein. Sie ließen Wasser singen, damit es sich erinnere. Sie banden Pflanze an Licht und Traum – alles war Werk, nichts davon Wunder. Sorgfältig setzten sie Wurzeln, Meere, Schatten. Alles sprach. Alles war Teil, zusammen war es dann ganz und sie erkannten, dass es nett war. Aber nett reichte ihnen nicht, sie wollten nichts spezifisches, nein, sie wollten alles und noch mehr.
Und noch ehe sie wussten, was dort blühte, hatten Dinge schon Namen, und zwei Stimmen sangen, wo doch noch eigentlich gar keine Sprache ausgedacht war. Aesha und Xavion beschlossen, dass sie das nicht kümmerte, nicht störte. Ihre Schöpfung gedieh, aber es reichte nicht. Beiden waren immer noch oh-so-hungrig. Wie sie sich so durch ihre urzeitliche Brotzeitplatte fraßen, fanden sie die Würmer. Nicht aus ihrem Geist geboren, nicht Teil des Plans, nicht erklärbar. Sie krochen aus der Tiefe, formlos, uralt, nicht von hier – und mit ihrer bloßen Existenz fügten sie der Schöpfung eine Leerstelle zu. Aesha betrachtete sie mit Neugierde: Wo kamen sie her? Wie konnte das sein? Sie wollte sie gern sanft berühren, auch ihnen eine Göttin sein. Xavion hasste allerdings sie sofort. Nicht etwa, weil sie gefährlich waren – sondern weil sie nicht von ihm waren. Und aus dieser Kränkung heraus, dieser göttlichen Eitelkeit, erschuf er die Edlen, die sie waren kriegsbereit, ohne Schlaf, weil Ruhe ihm unnötig vorkam, aber die Edlen waren ohne Zweifel, als Xavion sie aussandte nicht, die Welt zu verstehen, nein, sie zu beherrschen, sie zu säubern, wie es ihm gefiel. Aesha dagegen schwieg. Sie beobachtete die Krümmung der Dinge, den stillen Widerstand im Kleinen, und formte – bedächtig, beinahe mütterlich – die Menschen, setzte sie wie Tonpuppen in Spielhäuser aus Lehm, gab ihnen Träume, Namen, Schlaf. Die Edlen waren neidisch, waren sie nicht besser als das Gewürm und diese schwachen Brüder und Schwestern? Sie waren zornig, denn sie waren müde. Und Aesha war gnädig, sie gab ihnen Schlaf, damit der Neid endete – und der Neid endete.
Doch Xavion wollte nichts davon wissen. Gar nichts, nein. Während er also die Edlen auf die Theryssiden hetzte, als das Licht in die Tiefen fuhr und zurückkam – verändert, zersplittert, hungriger denn je, als die Götter gemeinsam versuchten, aus Schuld ein letztes Wesen zu erschaffen, das Licht und Traum, Stein und Blut, Ordnung und Feuer tragen sollte – und es zerbarst, nicht aus Bosheit, sondern weil es die Welt kannte, bevor sie geboren war, riss das Äon entzwei. Der Primordiale Fehler spaltete die sechs weltgebenden Ströme voneinander, sodass sie alle für sich zu maßloser Magie wurden, die da eigentlich dereinst göttlich und nur göttlich gewesen war.
Alles, was Ordnung hätte sein können, wurde entfesselte Möglichkeit.
Ordnung wurde Chaos.

Aesha verließ die Welt, denn selbst der Traum kann sich schämen.
Xavion blieb wie ein desinteressierter Vater und erklärte das Trümmerfeld zur Vision.