Die Menschen sind nicht nach Blutlinien, sondern
nach Strömungsprägung organisiert. Diese Prägungen sind kulturell, spirituell, rituell und geografisch bedingt – nicht biologisch, vielmehr tief identitätsstiftend. Jedes Untervolk versteht sich gelebter Ausdruck einer der Strömungen, mit der sie sich verbunden glaubt, deren Ideale sie verkörpert, und deren Eigenarten sie in ihrer Sprache, Gesellschaft, Magie und Glaubenswelt widerspiegeln.
Edle ≠ Menschen
Die
Edlen sind ursprüngliche Schöpfungen Xavions und Aeshas – halbgöttlich und strömungsfern. Sie sind menschlich, aber
keine Menschen. Menschen hingegen sind das Ergebnis des Zufallstreffens der Strömungen, unvollkommen, wandelbar. Sie existierten und entwickelten sich unabhängig von den Edlen, sie sind eine unabhängige, vermeintlich im Grunde friedliche Schöpfung. Dass sie das natürlich nicht sind, sondern genauso rumstreiten wie alle anderen, was irgendwo zu den Menschenartigen gehört, ist selbstredend der Fall.
- Ausschließlich Edle können durch den Ritus der Wandlung zu Kaiserlichen werden
- Menschen können diesen Ritus nicht durchlaufen oder überleben – sie gelten nicht als erwählbar. Dies ist dogmatisch, biologisch und mythologisch abgesichert.
- Ausnahme: Wenn Menschen natürlich Edles Blut haben, dann kann es zu zufälligen Transformationen kommen, die meist allerdings entweder mindestens unvollständig oder mit schwerwiegenden bis tödlichen Folgen passieren. à Manche Menschen, denen das widerfährt, schließen sich den Wardare an, da sich bspw. selbst nicht mehr als menschlich betrachten oder Ausstoßung fürchten oder gar erfahren.
- Menschen können ihren Rang nicht verlassen. Auch bei enger Nähe zu Edlen oder durch Einbindung in kaiserliche Strukturen – beispielsweise durch ein Berufung ins Grafentum – bleibt ihre Sterblichkeit und die ihnen inhärente Strömung bestehen.
Stromgruppen
Strom Aesha – die Nemarûn – die Abgeschotteten
Die Anhänger:innen Aeshas leben häufig in abgelegenen Dörfern an Flussgrenzen, Waldrändern oder auf nebelverhangenen Anhöhen – stets dort, wo die Welt durchlässig scheint, der Äonenbruch spürbar wirkt. Sie errichten keine großen Städte, sondern siedeln in kleinen, versetzten Kolonien. Nemarûn sind selten in den Edlen Häusern zu finden, sie fühlen sich den Sylvare am ehesten verbunden und pflegen regen Handel mit den Nympen. Magiebegabte sind unter ihnen ungewöhnlich häufig – fast jedes zweite Kind zeigt zumindest schwache Stromsensibilität. Ihre Handwerkskunst gilt als feingliedrig und symbolträchtig: Webereien, Spiegelarbeiten, Tinten und Papierwaren sind hochgeschätzt. Viele verdienen ihren Lebensunterhalt durch Geschichtenerzählen, Schriftkunst oder Heilerei.
Strom Xavion – die Salmanen – die Dogmatiker und Ordnungshüter
Die scherzhaft als „Xavioniten“ bezeichneten Salmanen bevorzugen befestigte Städte, Hügelfestungen oder gerade, klar gegliederte Siedlungen in offenen Landschaften – sie bauen, wo man sie sieht. Viele aus dieser Strömung leben als Söldner, Handwerker, Heilkundige, Geistliche oder freie Prediger. Ihr Handwerk ist geprägt von Zweckmäßigkeit, Monumentalität und Disziplin. Sie glauben an Aufstieg durch Leistung – und erwarten, dass die Welt sich diesem Glauben fügt. Sie sind nicht nur kriegerisch, sondern zutiefst sakral-ideologisch ausgerichtet. Ihre Zielstrebigkeit ist religiös aufgeladen, ihre Vorstellung von Ordnung beinahe messianisch. Sie sehen sich nicht als Menschen, die Ordnung wollen – sondern als jene, die sie verkörpern müssen. Niemand möchte, dass Xavion sich abwendet, oder?
Strom Pflanze – die Yvarael – die Nachhaltigen
Die Nachhaltigen leben tief in Wäldern, in Baumhäusern, moosbedeckten Lichtungen oder ausgehöhlten Stämmen. Ihre Siedlungen sind kaum von der Natur zu unterscheiden. Sie leben von Sammelwirtschaft, Tauschhandel, Kräuterkunde, Bienenpflege und Waldbeiz. Magiebegabte sind verbreitet – aber sie verbinden sich gern mit ihrer Umgebung, auch ohne Begabung. Ihr Handwerk ist entsprechend auch eines, das feingliedrig und ressourcenoptimiert betrieben wird – sie flechten, schnitzen, kultivieren, wachsen, pfropfen und stopfen. Werkzeuge sind oft aus Knochen, Holz oder Stein. Ihr Leben ist zyklisch: Was stirbt, wird zurückgegeben. Sie sind friedlich – aber nicht harmlos.
Strom Wasser – die Thal’Nyari – die ewig Bewegten
Die Wassergläubigen leben an Küsten, auf Inseln, in Flussdörfern oder auf schwimmenden Plattformen. Fischerei, Perlentauchen, Algengewinnung und Schiffsbau bestimmen ihr Leben genauso wie die Viehzucht, vor allem robuste Arten wie Schafe und Ziegen. Ihre Gemeinschaften sind durch Gesänge, Kunsthandwerk und Gebete organisiert – jeder Beruf, jeder Stamm, jede Familie hat ein Lied, eine Flecht- oder Schnitzwerkkollektion, ein Gebetsbuch oder irgendetwas in der Art, das ihre Geschichte festhält. Ihr Handwerk ist spirituell, organisch, geformt im Rhythmus der Gezeiten. Sie leben als eingeschworene Gemeinschaf. Hoch spirituell haben sie zweifelsohne den reichsten Kanon an Naturgeistern, deren Existenz ja nicht abgestritten werden kann. Die Flut bestimmt ihr Leben ebenso wie ihre Ahnen, die im Nebel mit ihnen sprechen.
Strom Stein – die Urranok – die Ehernen
Diese Menschen leben in den Bergen, in Felsschluchten oder unterirdischen Anlagen. Ihre Siedlungen sind schwer erreichbar, was die Leute auch ganz gut finden, weil sie Fremde nicht so gern mögen. Sie ernähren sich durch Handel, bspw. Erzabbau und -verkauf, aber auch Pilzzucht, Gesteinsalze und Ackerbau, sofern möglich. Magiebegabte sind selten, doch wenn einer entsteht, wird er mit Ehrfurcht aufgenommen – Runenmagie ist anscheinend hier ein Ding? Ist das gesichert? Naja, ihre Werkzeuge und Bauwerke gelten als unverwüstlich. Ihr Handwerk ist asketisch, funktional, auf Lebenszeit ausgelegt. Die Urranok leben ohne viel Tamtam, doch ihre Geschichten werden in Stein geritzt – und der ist ja sehr geduldig.
Strom Außerweltliches – die Zimarûn – die Nomaden
Die Zimarûn leben in Kleinstfamilien, betreiben zyklische Wanderschaft, stets dem Himmel folgend. Sie leben von Fernhandel, Sternenmetallgewinnung, nomadischer Tierhaltung oder Orakeldiensten. Ihr Handwerk ist filigran, lichtdurchlässig – viele ihrer Werkzeuge bestehen aus Glas, Kristall, Bronze und Sternholz. Sie handeln mit Kräutern, fremdartigen Zutaten oder Kuntsobjekten, gelten deswegen als besonders weltbewandert, bringen das Unbekannte ins Bekannte und haste-nich-gesehen. Sie gelten (maybe that's a little racist) als lustig und unterhaltsam, sind am Hofe der Edlen oft zu Gast, doch können genauso kühl und vorausschauend auftreten, wenn sie ihren Handel betreiben.